Ich, Lara Ahmad, bin 19 Jahre und besuche das Berufliche Gymnasium. Ich bin seit 1997 mit meinen Eltern und fünf Geschwistern in Deutschland und lebe in Chemnitz. Doch unser Aufenthaltstatus ist bis jetzt ungeklärt (Duldung). Im November 2006 beschloss die Innenministerkonferenz ein Bleiberecht für langzeitig geduldete Ausländer, wie meine Familie. Bedingungen sind unter anderem: Ein Aufenthalt von mehr als sechs Jahren für Familien und dass man über einen gültigen Pass verfügen muss. Personen im erwerbsfähigen Alter müssen eine Arbeit nachweisen. Doch mein Vater verfügt über keinen Pass und auch bei der Arbeit gibt es Probleme: Er hatte bereits mehrere Arbeitsangebote, die die Ausländerbehörde aber nicht genehmigte.
Selbst wenn mein Vater die Arbeit genehmigt bekommt und einen Pass hat gibt es weitere Probleme: Obwohl meine Schwester Lina (17) an der Abendschule den Realschulabschluss anstrebt, wird dies von der Ausländerbehörde nicht anerkannt und sie muss sich Arbeit suchen. Lina müsste für das Bleiberecht etwa 600 Euro verdienen, das heißt so viel Geld in die Hand bekommen, wie das Sozialamt uns gibt. Es ist schwer so viel Geld zu verdienen, weil wir beide die Schule besuchen.
Jetzt wird unsere Familie vielleicht auseinander gerissen. Vor einigen Monaten erhielt meine Mutti mit meinen drei jüngeren Geschwistern die Androhung der Abschiebung. Da Lina und ich über keinen gültigen Pass verfügen, besteht für uns im Moment keine akute Gefahr der Abschiebung. Wir fallen jedoch auch nicht in die Bleiberechtsregelung da wir nicht genug Geld verdienen. Deshalb haben meine Schwester und ich einen Antrag bei der Sächsischen Härtefallkommission gestellt, über den noch entschieden werden muss. Doch selbst wenn eine positive Entscheidung getroffen würde, wäre es für uns sehr schwer alleine hier zu bleiben, weil wir hier dann keine Familie mehr haben.
Wir hatten große Hoffnungen auf die Bleiberechtsregelung gesetzt. Diese wurden in keiner Weise erfüllt. Auch mit der neuen Gesetzesvorlage ist es uns nicht möglich einen Beruf zu erlernen oder zu studieren.
Zusammen mit anderen geduldeten Jugendlichen haben Lina und ich wegen der ganzen Probleme LOA/Jugendliche Ohne Grenzen – Sachsen gegründet. Wir wollen uns gegenseitig helfen und unterstützen. Das bedeutet: z.B. den Menschen in den Asylbewerberheimen ihre Rechte erklären und sie ermuntern, alle Chancen wahrzunehmen, die deutsche Sprache zu erlernen und die Möglichkeit des Schulbesuchs für ihre Kinder zu nutzen. Des Weiteren ist es auch unser Ziel, die Sachsen für die Probleme der ausländischen Bürger zu sensibilisieren und Fortschritte anderer Bundesländer auch auf Sachsen zu übertragen.
von Lara Ahmad (Jugendliche Ohne Grenzen – Sachsen)