Bei unserer Demo zur Innenminister*innen-Konferenz, hat gestern auch Parwin von JoG-Osnbarück gesprochen und die Unterbringung in Lagern kritisert. Lest hier ihren Beitrag!
Weltweit werden Flüchtlinge zwangsweise in Lagern untergebracht – oft jahrelang. In Deutschland werden die Flüchtlinge nach einem definierten Schlüssel auf die Bundesländer verteilt. Dort müssen sie bis zum Abschluss des Asylverfahrens (und teilweise darüber hinaus) in Asylbewerberunterkünften leben.
Das Leben in den Lagern ist für die BewohnerInnen äußerst zermürbend und belastend. Mehrfach haben sie öffentlich gegen ihre Unterbringungssituation mit Demonstrationen und verschiedenen Aktionen protestiert. Etliche Asylsuchende in den Lagern Bramsche-Hesepe und Oldenburg haben im Jahr 2006 einen Streik begonnen, bei dem sie die Verrichtung so genannter Arbeitsgelegenheiten (ähnlich den Ein-Euro-Jobs) verweigerten und das Kantinenessen boykottierten.
Die BewohnerInnen im Lager berichten von der Isolation durch das Lagerleben und von der alltäglichen, zermürbenden Unsicherheit über ihre Zukunft. Die “Behörden sind nicht dafür da, um den Flüchtlingen zu helfen, sondern um sie zu zerstören und abzuschieben”
Zunächst möchte ich betonen, wie viel Ungerechtigkeit im Lager herrscht. Einige von uns müssen in Containern leben, während den anderen richtige Zimmer zur Verfügung stehen.
Das Personal im Lager ist unfreundlich und diskriminierend. Die Ungerechtigkeit setzt sich hier fort, da einige von uns Extraportionen erhalten, während andere unhöflich abgewiesen werden. Es gibt wenig Flexibilität gegenüber denjenigen unter uns, die individuelle Bedürfnisse äußern. Wir werden ohne Respekt behandelt und sind der nationalistischen Bevorzugung durch die Mitarbeitenden ausgesetzt. Diese Art von Rassismus darf nicht toleriert werden
Doch unsere Gesundheit beschäftigt uns mit am meisten. Die Behandlung, die wir in der Krankenstation erhalten, ist oft unzureichend.Regelmäßig werden uns Medikamente verschrieben, ohne uns zu erklären, was sie bewirken und welche Risiken mit ihnen verbunden sind.
Manchmal finden medizinische Behandlungen sogar ohne unsere Zustimmung statt.
Da die meisten von uns nur wenig oder gar kein Deutsch sprechen, Erschreckenderweise wurden bei einigen von uns die Anhörungen mit dem BAMF abgesagt, weil es keine Dolmetschenden gab
Einzelne Mitarbeiter*innen in der Verwaltung haben uns äußerst unangemessene Fragen zu unserer privaten Situation gestellt. Als wir versuchten, Dokumente und Ausweise zu erhalten, gingen sie sogar so weit, unsere Gründe für die Einreise nach Deutschland infrage zu stellen.
Transferabteilung arbeitet, sagte einigen von uns, dass die Situation in unseren Ländern “gut” sei, dass wir keinen Grund hätten, hier zu sein, und dass wir unsere Pässe abgeben sollten. Dieser Mitarbeiter versuchte uns Angst einzujagen, indem er sagte, dass unsere Fingerabdrücke gefunden wurden. Was wir erleben, ist Psychoterror. Wir fordern die respektvolle Behandlung, die uns zusteht!
Aufgrund all dieser Umstände haben die Menschen Angst, sich zu äußern und zu beschweren. Sie befürchten zu Recht, dass ihr Leben noch elender werden wird. Wir möchten betonen, dass diese Lager besonders für die Menschen belastend ist, die ohne ihre Familien im Lager leben und sich dieser Situation allein stellen müssen. Die Lagerbewohner*innen unter ihrer Zuständigkeit sind suizidgefährdet, dazu gibt es sogar Medienberichte.
Das ist kein Zufall, sondern das Ergebnis einer Politik und einer Gesellschaft, die den Menschen das Recht auf ein normales Leben vorenthält und sie zu einem Leben unter menschenunwürdigen Bedingungen zwingt.
Wir sind es leid, zu warten. Wir sind es leid, uns sagen zu lassen, dass es nach dem Transfer schon besser werden wird. Wir wollen selbst entscheiden, wo wir leben, was wir essen und wie wir behandelt werden. Angeblich ist Deutschland eine Demokratie. Offensichtlich sind wir als Geflüchtete nicht inbegriffen. Wir leben in den Lagern einem dunklen Tunnel, aber wir wollen Licht sehen!
Wir fordern ein würdiges Leben für alle Menschen!
Wir hoffen, dass unsere gemeinsamen Stimmen nun laut genug sind, um uns endlich Gehör zu verschaffen. Wir fordern, dass wir von nun an mit der Würde und dem Respekt behandelt werden.
Ein Lager ist für Dinge, nicht für Menschen.