“Jede Sekunde, die wir hier verlieren, verbringen Aktivistinnen in Afghanistan in Todesangst”

Heute haben wir zusammen mit PRO ASYL, BumF, Bayerischem und Würzbruger Flüchtlingsrat bei einer Pressekonferenz unsere Forderungen an die Innenministerkonferenz vorgestellt.

“Jede Sekunde, die wir hier verlieren, verbringen Aktivistinnen in Afghanistan in Todesangst”, sagt Robina Karimi von JoG.  Sie fordert ein Bleiberecht für geduldete Flüchtlinge und die Aufnahme von gefährdeten Menschen.

Robina Karimis Rede findet ihr hier:

“Ich bin Robina Karimi, ich komme aus Afghanistan und studiere Wirtschaftsingenieurwesen als Gaststudentin an der HTW Berlin. Gleichzeitig engagiere ich mich bei Jugendlichen ohne Grenzen. Wir kämpfen für ein Bleiberecht für alle, Chancengleichheit und gegen jede Art von Rassismus. Parallel zur Innenminister*innen-Konferenz machen wir gerade unsere eigene Konferenz von jungen Geflüchteten in Würzburg.

Mir ist es ist wichtig zu betonen, dass sich die Lage in Afghanistan seit August 2021 nach der Machtübernahme der Taliban gravierend geändert hat. Die Menschen leben in Afghanistan in einer schlimmen Situation. Die Menschen, die geholfen haben, Afghanistan in den letzten 20 Jahren aufzubauen und dabei teilweise ihre Leben riskiert haben, werden nun mit den Terroristen, die sie bisher bekämpft haben, ohne jegliche Unterstützung allein gelassen. Diese Menschen leben in ständiger Todesangst, aber die Bundesregierung tut für die Aufnahme beziehungsweise die Rettung dieser Menschen viel zu wenig.

Es braucht funktionierende Bundes- und Landesaufnahmeprogramme, die schnelle Aufnahme besonders gefährdeter Afghan*innen, eine Reform und Beschleunigung des Ortskräfteverfahrens und die Berücksichtigung aller gefährdeter Familienangehöriger bei der Aufnahme.

Die Menschen in Afghanistan dürfen nicht im Stich gelassen werden. Jede Sekunde, die wir hier verlieren, verbringen Aktivistinnen in Afghanistan in Todesangst oder es bedeutet sogar für manche ihr Tod. Die Menschen können nicht aus ihrem Versteck rauskommen. Aus Angst, dass ihr Versteck gefunden wird, haben sie keinen Kontakt mit anderen, auch nicht mit ihren Familienmitgliedern.

Seit der Machtübernahme der Taliban, die Frauen und Mädchen haben weder das Recht auf Bildung noch Arbeit. Ihre Freiheit wird ihnen nach und nach geraubt. Seit Mitte Mai dürfen sie nicht einmal mehr ihr Gesicht zeigen, sondern müssen mit Verschleierung auf die Straße gehen.

Auch viele Minderheiten sind in Gefahr. Zum Beispiel in den Gebieten, in denen viele Hazara leben, finden viele Attentate statt, von denen wir in unseren Medien nichts hören. Neben all diesen schrecklichen Tatsachen, zerstört die bittere Armut das Leben der Menschen. Mittlerweile ist es normal geworden, dass Menschen ihre inneren Organe, wie die Niere, verkaufen, um sich und ihre Familie zu ernähren. Manche Menschen müssen sogar ihre Kinder verkaufen, weil sie sonst den Rest der Familie nicht ernähren können. Über diese schrecklichen Sachen reden unsere Medien in Deutschland viel zu wenig. Deshalb ist es umso wichtiger, hier die Stimme dieser Menschen zu sein und zu zeigen, dass sie nicht vergessen worden.

Wir dürfen auch die Afghan*innen, die unter uns in Deutschland leben, nicht vergessen. Es gibt immer noch viele Afghan*innen, bei denen Afghanen trotz aktueller Lage in Afghanistan keinen sicheren Aufenthalt haben. Wir fordern ein sicheres und großzügiges Bleiberecht für alle.

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