Warum das Leben mit einer Duldung so viele Problemen und Stress bei jungen Menschen erzeugt und was sich ändern muss? Darüber berichtet Vassey Traore von Jugendliche ohne Grenzen.
Ich bin 20 Jahre alt, komme aus Guinea und lebe seit 4 Jahren in Deutschland. Ich bin seit 2021 bei JoG aktiv. Mir wurde JoG bei einer Veranstaltung von Rat & Tat Bremen vorgestellt, einer Beratungsstelle für queere Menschen. Danach habe ich dann bei einem Workshop von JoG in Oldenburg teilgenommen, den ich sehr gut fand. Die Leute bei JoG sind supernett und engagiert. Deswegen bin ich weiterhin dort aktiv und habe vor, immer dabei zu bleiben.
Bisher lebe ich leider noch mit der Duldung. Dabei habe sehr viel durchgemacht, um dahin zu kommen, wo ich jetzt bin. Ich habe wirklich alles getan, was ich kann, um mir hier ein Leben aufzubauen. Und ich werde weiterhin alles tun – ich bleibe dran, ich gebe niemals auf!
Wenn ich „alles“ sage, meine ich z.B.: Integrationskurs für Jugendliche, Sprachkurs, Schule… und jetzt fange ich im Februar mit meiner Ausbildung als Hotelfachmann an. Darüber bin ich glücklich. Aber es gibt dabei noch ein großes Problem: ich muss zunächst noch einiges hinter mich bringen, um mit der Duldung eine Arbeitserlaubnis zu erhalten, das ist wirklich nicht einfach! Sich mit einer Duldung um eine Arbeitserlaubnis zu bemühen, bedeutet Stress und man muss viel Unsicherheit aushalten. Dieser Druck, der Ausbildungsanfang, die Nervosität und der allgemeine Alltagsstress zusammen sind natürlich für eine Person extrem anstrengend. Ich würde sagen, dass es ganz viele Menschen wie mich gibt: wir wollen hier arbeiten, wir wollen hier studieren, wir wollen hier unsere Ausbildung machen. Aber durch die Duldung ist alles immer mit Problemen und Stress verbunden – man wird durch so viele Hürden auf- und abgehalten.
Meine Forderungen sind: Menschen, die hier in Deutschland leben, müssen wirklich eine Chance bekommen! Menschen, die hier leben, studieren wollen, arbeiten wollen, für ihre Familie, ihre Verwandten, für die Gesellschaft – raus aus der Duldung! Also: Menschen aus der Duldung, der schlimmen Lage und der Situation einer drohenden Abschiebung befreien! Damit wir hier arbeiten und uns Perspektiven aufbauen können und damit wir unser Leben hier endlich in Frieden und ohne Angst leben können.
Duldung abschaffen! Abschiebungen abschaffen! Lager abschaffen! Kein Mensch ist illegal – alle Menschen sind gleich!
—
Dieser Text ist im Dezember 2022 entstanden. Vassey hat inzwischen seine Arbeitserlaubnis erhalten und konnte seine Ausbildung beginnen.